Festgenommene gefoltert

Der 20-jährige Nouravie Wilfred wird Presseberichten zufolge ohne Anklage und ohne Kontakt zur Außenwelt in Guyana von der Polizei festgehalten. Er wurde in Verbindung mit der Untersuchung eines Mordfalls festgenommen und könnte misshandelt worden sein. Ihm drohen Folter und andere Misshandlungen. Im selben Zusammenhang wurden ein 15-jähriger Junge und ein weiterer Mann, Deonarine Rafick, in Polizeigewahrsam gefoltert.

Appell an

INNENMINISTER
Hon. Clement Rohee
Ministry of Home Affairs
Brickdam
Stabroek
Georgetown
GUYANA

(korrekte Anrede: Dear Minister)
Fax: 0059 2227 4806
E-mail: homemin@guyana.net.gy

GENERALSTAATSANWALT
Shalimar Ali-Hack
1, Seawall Flat
Georgetown
GUYANA

(korrekte Anrede: Dear Director of Prosecutions)
Fax: 0059 2226 9255
E-mail: chambers@guyana.net.gy

Sende eine Kopie an

GUYANISCHE TAGESZEITUNG
Kaieteur News
E-mail: kaieteurnews@yahoo.com
GUYANISCHE TAGESZEITUNG
Stabroek News
E-mail: stabroeknews@hotmail.com

BOTSCHAFT DER KOOPERATIVEN REPUBLIK GUYANA
Frau Gale Lee
Geschäftsträgerin a.i.
Avenue du Brésil, 1050 Brüssel
BELGIEN
Fax: (00 32) 2-672 5598 oder 2-675 6331

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Französisch, Englisch, Kreolisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 15. Dezember 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.

PLEASE SEND APPEALS TO ARRIVE AS QUICKLY AS POSSIBLE, IN ENGLISH OR YOUR OWN LANGUAGE:

  • insisting that the authorities immediately clarify the circumstances of Nouravie Wilfred’s detention, that he be charged with a recognizable criminal offence or released and that he have immediate access to his family, lawyers of his choice and to any medical treatment he may require, and that he be protected from torture or other ill-treatment;

  • urging the authorities to immediately provide Deonarine Rafick with medical attention and that he be protected from any further torture or ill-treatment;

  • calling for a full investigation into allegations of torture to obtain forced confessions, with the results made public and those responsible brought to justice.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE

  • Bestehen Sie darauf, dass die Behörden unverzüglich die Umstände von Nouravie Wilfreds Festnahme darlegen, dass er einer als Straftat erkennbaren Handlung angeklagt oder freigelassen wird, dass er sofortigen Zugang zu seiner Familie und einer rechtlichen Vertretung seiner Wahl sowie zu jeglicher benötigter medizinischer Behandlung erhält, und dass er weder gefoltert noch in anderer Weise misshandelt wird.

  • Dringen Sie bei den Behörden darauf, sicherzustellen, dass Deonarine Rafick medizinische Versorgung erhält und vor weiterer Folter und Misshandlung geschützt wird.

  • Fordern Sie eine umfassende Untersuchung der Vorwürfe, dass Geständnisse durch Folter erzwungen werden und verlangen Sie, dass die Ergebnisse dieser Untersuchung öffentlich gemacht und die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.

Sachlage

Nouravie Wilfred wurde am 27. Oktober 2009 in Verbindung mit dem am Tag zuvor geschehenen Mord an dem früheren lokalen Regierungsbeamten Ramenauth Bisram verhaftet. Nouravie Wilfred wird vermutlich auf der Polizeistation des Dorfes Leonora festgehalten, ca. 20 Kilometer westlich der Hauptstadt Georgetown. Weder seine Familie noch ein Anwalt haben ihn bisher zu Gesicht bekommen. In Guyana können Tatverdächtige laut Gesetz bis zu 72 Stunden von der Polizei festgehalten werden, bevor sie einem Gericht vorgeführt werden müssen.

Ein 15-jähriger Junge wurde am 27. Oktober 2009 in Verbindung mit demselben Mordfall festgenommen. Am darauf folgenden Abend brachte man ihn auf die Polizeistation in Leonora, wo er geschlagen wurde. Als er sich weigerte, ein Geständnis zu unterschreiben, hielten ihn Polizeibeamte fest, gossen eine entflammbare Flüssigkeit über seine Genitalien und zündeten sie dann an. Erst am 31. Oktober wurden ihm angemessene medizinische Versorgung und der Zugang zu einer rechtlichen Vertretung gewährt, obwohl seine Rechtsanwälte und seine Familie wiederholt versucht haben, Zugang zu erhalten. Momentan befindet sich der Junge unter Polizeibewachung im Krankenhaus. Presseberichten zufolge sind zwei Polizeibeamte in Verbindung mit der Folterung festgenommen worden.

Eine dritte Person, Deonarine Rafick, wurde ebenfalls am 26. Oktober 2009 festgenommen. Am nächsten Tag wurde er auf der Polizeistation in Leonora mit einem Stück Holz auf den Rücken, die Beine, das Gesäß, das Gesicht und den Schädel geschlagen. Seiner Aussage zufolge wurden ihm außerdem mit Zigaretten Brandwunden in der Mundhöhle zugefügt. Er wurde gezwungen, ein Geständnis zu unterschreiben, das besagt, dass er an dem Mord beteiligt war. Erst nach mehreren Versuchen erhielten seine Rechtsanwälte am 29. Oktober Zugang zu Deonarine Rafick. Er wurde am 30. Oktober 2009 vor Gericht gestellt und des Mordes angeklagt. Er hatte deutlich sichtbare Prellungen im Gesicht und die Kopfwunde war nicht genäht worden. Der zuständige Richter ordnete sofortige medizinische Behandlung an. Deonarine Rafick befindet sich momentan im Gefängnis, bis die Voruntersuchung beginnt. Laut Angaben seines Anwalts und seiner Familie hat er immer noch keine medizinische Behandlung erhalten.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Amnesty International ist seit langem besorgt über Berichte über die unverhältnismäßige Anwendung von Gewalt seitens der guyanischen Polizei und der guyanischen Armee, dazu gehören Folter und widerrechtliche Tötung. Sorge bereitet auch die Tatsache, dass keine unabhängigen Ermittlungen eingeleitet werden, um die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen. Da es keine unabhängige Einrichtung zur Untersuchung von Foltervorwürfen gegen Angehörige der Sicherheitskräfte in Guyana gibt, wird in den meisten Fällen niemand vor Gericht gestellt.

In einem ähnlichen Fall wurde ein Mann namens Troy Small drei Tage nach einem Brandanschlag auf das Gesundheitsministerium am 17. Juli 2009 misshandelt. Berichten zufolge wurde er von einer Gruppe von Männern, unter denen sich auch ein uniformiertes Mitglied der guayanischen Armee befand, geschlagen und mit einer Waffe bedroht mit dem Ziel, Informationen aus ihm herauszubekommen. Er wurde brutal zusammengeschlagen und auf der Polizeistation Alberttown in Georgetown belassen. Ermittlungen zu diesem Fall laufen offenbar.