08. November 2023

Der Briefmarathon wirkt: Erfolge aus den vergangenen Jahren

Das Bild zeigt einen Mann, der die Augen geschlossen hat, grinst und zwei Frauen umarmt.

Der guatemaltekische Gewerkschafter und Menschenrechtsverteidiger Bernardo Caal Xol nach seiner Freilassung mit seiner Familie (24.03.2022)

Wenn ein einzelner Brief bei den Verantwort­lichen von Menschenrechtsverletzungen ankommt, kann es sein, dass dieser vielleicht nicht viel bewirkt. Wenn Machthabende aber Hunderttausende Briefe aus aller Welt bekommen, kann das ein starkes Mittel gegen Folter sein, gegen die Unterdrückung Andersdenkender, gegen unfaire Gerichtsverfahren.

All diese Erfolge wären ohne euren Einsatz nicht möglich gewesen. Herzlichen Dank für eure Teilnahme am jährlichen Briefmarathon. Hier findet ihr eine Auswahl unserer gemeinsamen Erfolge der letzten Jahre.

Burundi: Germain Rukuki nach jahrelanger Haft wieder in Freiheit!

Vier Jahre saß Germain Rukuki willkürlich in Haft, bis er im Juni 2021 endlich freigelassen wurde. Unterstützer*innen von Amnesty hatten sich unter anderem beim Briefmarathon 2020 für den burundischen Menschenrechtsverteidiger eingesetzt und Hunderttausende Briefe und E-Mails an den burundischen Präsidenten geschrieben.

Nach seiner Ankunft am Brüsseler Flughafen am 5. Februar 2022 ist der burundische Menschenrechtsverteidiger Germain Rukuki endlich wieder mit seiner Familie vereint. Seinen jüngsten Sohn traf er dabei zum ersten Mal – als Rukuki 2018 verhaftet wurde, war sein Sohn noch nicht geboren.

Auch Germain bedankt sich bei allen Unterstützer*innen:

Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung, die ich während und nach meiner Haft von Menschenrechtsorganisationen erhalten habe. Dass mein Fall beim Briefmarathon von Amnesty International aufgenommen wurde, war unglaublich! Die Welle von Nachrichten und Briefen von Unterstützer*innen aus aller Welt hat mir Kraft und Mut gegeben und mich in meinem Engagement für die Menschenrechte bestärkt.

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Nach jahrelanger Haft ist der burundische Menschenrechtsverteidiger Germain Rukuki nach seiner Ankunft am Brüsseler Flughafen am 5. Februar 2022 endlich wieder mit seiner Familie vereint.

Guatemala: Freispruch für Bernardo Caal Xol!

Am 24. März 2022 wurde Bernardo Caal Xol nach vier Jahren Haft aus dem Strafvollzugszentrum in Cobán in Guatemala entlassen. Er war zu mehr als sieben Jahren Haft verurteilt worden, weil er sich für die Rechte der indigenen Maya Q’eqchi’ in Guatemala einsetzt. Sein Fall wurde im Briefmarathon 2021 aufgenommen: Menschen auf der ganzen Welt führten rund eine halbe Million Aktionen durch, um die Freilassung von Bernardo Caal Xol zu fordern.

Amnesty International gab mir die Hoffnung auf Freiheit. Ich bin jetzt bei meiner Familie. Meine Mutter hat vor Glück geweint, als sie erfahren hat, dass ich frei bin. Ich bedanke mich bei allen, die meine Briefe weiterverbreitet und geteilt haben.

Amnesty-Tweet über die Freilassung von Bernardo Caal Xol:

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Iran: Atena Daemi aus jahrelanger Haft entlassen!

Nach fünf Jahren Haft kam Atena Daemi am 24. Januar 2022 frei. Weil die iranische Menschenrechtsverteidigerin Atena Daemi öffentlich die Abschaffung der Todesstrafe im Iran forderte, wurde sie zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Nach fünf Jahren im Gefängnis ist sie nun endlich wieder in Freiheit.

Zahlreiche Unterstützer*innen blieben in den Jahren der Haft an ihrer Seite und forderten ihre Freilassung. Auch Amnesty setzte sich seit Beginn ihrer Inhaftierung für sie ein, unter anderem beim Briefmarathon 2018. Vielen Dank an alle, die sich unermüdlich für ihre Freilassung eingesetzt haben!

Tweet von Atena Daemi nach ihrer Freilassung:

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Iran: Frauenrechtlerin Yasaman Aryani ist frei!

Yasaman Aryani und ihre Mutter Monireh Arabshahi protestierten 2019 für die Rechte der Frauen im Iran. Ein iranisches Gericht verurteilte sie daraufhin zu langjährigen Haftstrafen. Im Februar 2023, wurden die Frauenrechtlerinnen endlich freigelassen. Amnesty International hatte sich gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen für ihre Freilassung eingesetzt, u.a. beim Briefmarathon 2019.

Tweet der iranischen Journalistin Masih Alinejad zu Yasaman und Monirehs Freilassung:

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Myanmar: Der Student und Poetry-Slammer Paing Phyo Min ist endlich frei!

Drei Mitglieder der Satire-Gruppe Peacock Generation wurden im Rahmen einer Generalamnestie am 17. April 2021, dem myanmarischen Neujahrsfest, gemeinsam mit etwa 23.000 weiteren Gefangenen aus der Haft entlassen. Sie waren am 22. April 2019 festgenommen und wegen verschiedener Vorwürfe der "Aufwiegelung" und "Onlinediffamierung" zu Gefängnisstrafen von fünfeinhalb bzw. sechs Jahren verurteilt worden. Grundlage für die Vorwürfe waren satirische Aufführungen, in denen sie das Militär kritisiert hatten.

Die drei Satiriker Zayar Lwin, Paing Phyo Min und Paing Ye Thu, dahinter eine Menschenmenge

Die drei Satiriker der Gruppe "Peacock Generation" Zayar Lwin, Paing Phyo Min und Paing Ye Thu (v.l.) aus Myanmar am Tag ihrer Freilassung aus dem Gefängnis am 17. April 2021

Nigeria: Das jahrelange Martyrium von Moses Akatugba ist endlich vorbei!

"Ich glaubte nicht, dass ich überleben werde", sagt Moses Akatugba heute. Der Nigerianer war 16 Jahre alt, als sein Leben eine dramatische Wendung nahm. Soldaten nahmen ihn 2005 in seiner Heimatstadt Ekpan fest. Der Vorwurf: Er habe Handys und ein Headset gestohlen. Moses Akatugba bestritt die Tat. Dann folterten sie ihn. Auf der Polizeistation rissen ihm Beamte mit einer Zange Finger- und Fußnägel raus, schossen ihm in die Hand. Die Qualen waren so groß, dass Moses Akatugba ein "Geständnis" ablegte. Ein Gericht verurteilte ihn deswegen 2013 zum Tod durch den Strang.

Allein in Deutschland sammelte Amnesty mehr als 141.000 Unterschriften für Moses Akatugba. Der weltweite öffentliche Druck zeigte Wirkung: Im Mai 2015 wurde Moses Akatugba begnadigt.

"Die Mitglieder von Amnesty International sind in meinen Augen Helden und Heldinnen!"

Die Geschichte von Moses Akatugba im Video:

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Russland: Dankeskarte von Alexandra Skochilenko

Die Aktivistin und Künstlerin Aleksandra Skochilenko wurde in Russland im April 2022 festgenommen und zu langjähriger Haft verurteilt, da sie durch eine Aktion im Supermarkt auf den Krieg in der Ukraine aufmerksam gemacht hat. Nun hat sie sich bei ihren Unterstützer*innen mit einer Dankeskarte zurückgemeldet.

Sie hat sich sehr beeindruckt und dankbar für die Unterstützung von Millionen Menschen gezeigt, die sich für Sie eingesetzt haben:

Mir kommen vor Dankbarkeit die Tränen, wenn ich an euch alle denke, die aufstehen und sich für mich einsetzen […] meine Ankläger haben Macht und Geld, doch ich habe etwas viel Wertvolleres: Freundlichkeit, Empathie, echte Liebe und enorme Unterstützung von Menschen aus aller Welt."

Das Bild zeigt eine bunte Zeichnung eines Männchens, das mit einer Hand winkt und in der anderen Hand ein Herz mit kleinen Postkarten voller Zeichnungen hält. An der rechten Seite der Zeichnung steht "I love Amnesty International".

Dankeskarte der russischen Künstlerin Aleksandra Skochilenko an ihre Unterstützer*innen, die sich beim Briefmarathon 2022 für ihre Freilassung eingesetzt haben (21.04.2023).

Simbabwe: Freispruch für Cecillia Chimbiri and Joanna Mamombe

Am 4. Juli 2023 wurden die beiden Oppositionspolitiker*innen aus Simbabwe freigesprochen, nachdem sie am 13. Mai 2020 verhaftet und entführt wurden – und das nur weil sie gegen Versäumnisse der Regierung während der Covid 19-Pandemie protestiert hatten. 
Allein im Rahmen des Briefmarathons an Schulen 2022 haben Jugendlichen allein in Deutschland knapp 24.000 Appell- und Solidaritätsbriefe für die Politiker*innen aus Zimbabwe geschrieben. Insgesamt setzten sich über 500.000 Menschen weltweit für sie ein, um die Unzulässigkeit des politisch motivierten Prozesses öffentlich zu machen.

Amnesty-Posting auf Instagram:

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Südsudan: Magai Matiop Ngong wurde freigelassen!

Der Einsatz für Menschenrechte zeigt Wirkung, auch wenn es manchmal etwas länger dauert: Magai Matiop Ngong wurde 2017 im Alter von 15 Jahren zum Tode verurteilt. Der Sekundarschüler verbrachte zwei Jahre und acht Monate im Todestrakt, nachdem er eines Mordes angeklagt wurde. Am 22. März 2022 wurde Magai schließlich aus dem Gefängnis entlassen. Mehr als 765.000 Menschen auf der ganzen Welt forderten im Rahmen des Amnesty-Briefmarathons von Präsident Salva Kiir, das Todesurteil aufzuheben. Mit Erfolg!

Das Bild zeigt einen jungen Mann in einem Büro, der lacht und die Faust hebt

Endlich in Freiheit: Magai Matiop Ngong aus dem Südsudan im Amnesty-Büro in der kenianischen Hauptstadt Nairobi am 5. April 2022.

Thailand: Aktivistin Rung sagt Danke

Panusaya Sithijirawattanakul, genannt Rung, ist die Stimme der Studierendenproteste in Thailand. Die Behörden haben Dutzende Anklagen gegen sie erhoben. Sollte sie verurteilt werden, droht ihr lebenslange Haft. Amnesty-Unterstützer*innen haben sich unter anderem im Rahmen des Briefmarathon 2021 für sie eingesetzt. In einem Brief bedankt sie sich bei ihren Unterstützer*innen:

Egal, was geschieht, ich werde weiterkämpfen, ich werde all diese wärmenden Gefühle nehmen, um mich jetzt und in Zukunft zu motivieren.

Eine junge thailändische Aktivistin steht vor einem Denkmal und hebt ihre linke Hand in den Himmel, über den Wolken treiben.

Gegen Unrecht: Die thailändische Aktivistin Panusaya Sithijirawattanakul, genannt Rung.

Türkei: Freisprüche für Amnesty-Vertreter*innen!

Ein Gericht in Istanbul hat am 6. Juni 2023 die Urteile gegen den Amnesty-Ehrenvorsitzende Taner Kılıç, die ehemalige Amnesty-Direktorin İdil Eser sowie die langjährigen Amnesty-Mitglieder Günal Kurşun und Özlem Dalkıran aufgehoben. Amnesty International begrüßt diese Entscheidung als lange überfälligen Schritt. Elf Menschenrechtsverteidiger*innen waren im Sommer 2017 unter absurden "Terrorismus"-Vorwürfen festgenommen worden. Fast 875.000 Menschen schrieben im Rahmen des Briefmarathons 2017 Appelle für ihre Freilassung – mit Erfolg.

Vier Personen, zwei Frauen und zwei Männer, halten sich Arm in Arm und blicken lächelnd in die Kamera. Im Hintergrund ist ein Platz zu sehen, auf dem Polizei-Absperrungen platziert sind.

Taner Kılıç (r.), Ehrenvorsitzender von Amnesty International in der Türkei, nach seinem Freispruch am 6. Juni 2023 vor dem Gerichtsgebäude in Istanbul

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