Zwei Männer gefoltert

Zeichnung dreier Ausrufezeichen

Zwei in einen Raubüberfall involvierte Männer sollen in der Gemeinde Christ Church in Polizeigewahrsam gefoltert worden sein. Sie werden nicht angemessen medizinisch versorgt und sind weiterhin in Gefahr, misshandelt zu werden.

Appell an

GENERALSTAATSANWALT UND INNENMINISTER Adriel Brathwaite Ground Floor, Jones Building Webster's Industrial Park Bridgetown BARBADOS (Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister) Fax: (00 1) 246 437 3794

E-Mail: ps@mha.gov.bb

AMTIERENDER POLIZEIPRÄSIDENT Tyrone Griffith Police Headquarters Lower Roebuck Street Bridgetown BARBADOS (Anrede: Dear Commissioner / Sehr geehrter Herr Polizeipräsident) Fax: (00 1) 246 429 8755

E-Mail: thecop@rbpf.gov.bb oder staffofficer@rbpf.gov.bb

Sende eine Kopie an

OMBUDSMANN Valton Bend 2nd Floor, Trident House Bridgetown BARBADOS

Fax: (00 1) 246 426 4444 E-Mail: ombudsman@caribsurf.com

 

BOTSCHAFT VON BARBADOS S. E. Herrn Samuel Jefferon Chandler 100, Avenue Franklin B. Roosevelt 105 Bruxelles BELGIEN Fax: (00 32) 2 732 3266 E-Mail: Brussels@foreign.gov.bb

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 2. Mai 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte sorgen Sie dafür, dass Adrian Mottley und Jamar Headley vor Folter und anderen Misshandlungen geschützt werden, wie es die UN-Mindestgrundsätze für die Behandlung von Gefangenen vorschreiben.

  • Ich bitte Sie, sicherzustellen, dass die beiden Männer unverzüglich Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung erhalten und von einem Arzt ihrer Wahl untersucht werden können. Die Untersuchungsergebnisse sollten zudem ihrem Rechtsbeistand und ihren Familien bekannt gegeben werden.

  • Leiten Sie bitte unverzüglich eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe ein, Adrian Mottley und Jamar Headley seien gefoltert und ihre "Geständnisse" erzwungen worden, und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

Sachlage

Am 17. März um 11.00 Uhr stellten sich Adrian Mottley und Jamar Headley bei der Polizeiwache Hastings in der Gemeinde Christ Church den Behörden, nachdem sie erfahren hatten, dass sie in Verbindung mit einem Raubüberfall auf eine Spielhalle gesucht werden. Die beiden Männer waren in Begleitung ihres Rechtsbeistands, der aussagte, dass ein Arzt Adrian Mottley und Jamar Headley eine gute Gesundheit bescheinigt hatte, bevor sie in Gewahrsam genommen wurden.

Vier Stunden nach der Festnahme erhielt der Rechtsbeistand einen Anruf von Adrian Mottley mit der Bitte, schnell zu ihm zu kommen. Bei seiner Ankunft fand der Anwalt einen verzweifelten Adrian Mottley vor, der eine Verletzung an der Lippe aufwies und Erbrochenes am Mund hatte. Kurz darauf verlor er das Bewusstsein und es trat Schaum aus seinem Mund aus. Der Anwalt bat eindringlich um erste Hilfe für seinen Mandanten, wurde jedoch ignoriert. Stattdessen wurde Adrian Mottley aus dem Raum gezerrt und mit Handschellen gefesselt. Schließlich gestattete man ihm dann doch eine ärztliche Untersuchung, allerdings durfte er nicht ins Krankenhaus, sondern wurde nur kurz von einem Allgemeinmediziner untersucht, der ihm Berichten zufolge Medikamente gegen Angstzustände verschrieb. Adrian Mottley sagte seinem Anwalt später, dass PolizeibeamtInnen ihn bis zum Hals in Plastikfolie eingewickelt und dann am ganzen Körper geschlagen haben. Die Polizei gestattete dem Anwalt zunächst nicht, Jamar Headley zu besuchen. Erst als Jamar Headley später am selben Abend auf eine andere Polizeiwache gebracht wurde, konnte der Rechtsbeistand seinen Mandanten sehen. Jamar Headley berichtete ihm, er sei mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf geschlagen worden, vermutlich mit einem Buch. Am 18. März legte der Anwalt bei der Polizeidirektion Beschwerde gegen die Misshandlung von Adrian Mottley und Jamar Headley ein.

Adrian Mottley und Jamar Headley haben ihre Schuld an dem Raubüberfall eingeräumt. Die beiden Männer haben angegeben, man habe versucht, sie mit Schlägen dazu zu bringen, die Verantwortung für weitere Raubüberfälle zu übernehmen. Sie unterschrieben schließlich unter Zwang ein "Geständnis", nach dem sie bei dem Überfall auf die Spielhalle Schusswaffen bei sich getragen haben sollen. Adrian Mottley und Jamar Headley weisen diesen Vorwurf allerdings von sich. Ihrem Rechtsbeistand zufolge haben die beiden Männer nach wie vor keinen Zugang zu einem unabhängigen Arzt.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Adrian Mottley und Jamar Headley erschienen am 19. März vor Gericht und wurden des schweren Raubüberfalls angeklagt. Eine Freilassung gegen Kaution wurde ihnen verweigert, da sie in ihren – mutmaßlich erzwungenen – "Geständnissen" ausgesagt haben, bei dem Überfall eine Schusswaffe getragen zu haben. Die beiden Männer wurden in das Zentralgefängnis überstellt und sollen am 16. April wieder vor Gericht erscheinen.

Barbados hat das Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe bisher nicht ratifiziert. Während der Universellen Regelmäßigen Überprüfung durch den UN-Menschenrechtsrat im Jahr 2013 zur Prüfung der Einhaltung der menschenrechtlichen Verpflichtungen des Landes gab Barbados an, den Empfehlungen zur Unterzeichnung des Übereinkommens nicht nachkommen zu können, da das Land nicht in der Lage sei, die entsprechenden Verpflichtungen zu erfüllen.

Im März 2007 äußerte der UN-Menschenrechtsrat Besorgnis darüber, dass das Gesetzbuch von Barbados keine Definition von "Folter" enthält. Er empfahl daher die Einführung einer solchen Definition gemäß den Vorgaben des Internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte.