Oppositionelle in Haft

Birtukan Mideksa

Birtukan Mideksa

Birtukan Mideksa, Vorsitzende einer Oppositionspartei, wurde am 28. Dezember 2008 festgenommen und befindet sich seitdem ohne Anklage in Einzelhaft. Aus Protest gegen ihre Haft ist sie in den Hungerstreik getreten und nimmt nur Flüssigkeit zu sich. Ihre engsten Verwandten dürfen sie besuchen, aber sie hat keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand oder medizinischer Versorgung. Sie ist im Kaliti-Gefängnis außerhalb von Addis Abeba in einer nur zwei Quadratmeter großen Zelle inhaftiert, in der Angaben ehemaliger Insassen zufolge oftmals unerträgliche Hitze herrscht. Da Birtukan Mideksa sich in Einzelhaft befindet, ist sie in Gefahr, gefoltert oder anderweitig misshandelt zu werden. Amnesty International betrachtet sie als gewaltlose politische Gefangene, die nur wegen der friedlichen Ausübung ihrer Rechte auf freie Meinungsäußerung und Vereinigungsfreiheit inhaftiert ist.

Appell an

JUSTIZMINISTER
Berhan Hailu
PO Box 1370
Addis Ababa
ÄTHIOPIEN
(korrekte Anrede: Dear Minister)
Fax: (00 251) 11 5517775 oder
(00 251) 11 5520874
E-Mail: justice@telecom.net.et
ministry-justice@telecom.net.et

Sende eine Kopie an

STAATLICHE ÄTHIOPISCHE MENSCHENRECHTSKOMMISSION
Ambassador Dr Kassa Gebreheywot,
Chief Commissioner,
Ethiopian Human Rights Commission
PO Box 1165
Addis Ababa
ÄTHIOPIEN
Fax: (00 251) 11 2511 1618 0041
E-Mail: hrcom@ethionet.et

BOTSCHAFT DER DEMOKRATISCHEN BUNDESREPUBLIK ÄTHIOPIEN
S. E. Herrn Kassahun Ayele Tesemma
Boothstraße 20 a, 12207 Berlin
Fax: 030 772 0624
E-Mail: Emb.ethiopia@t-online.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 18. Februar 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.

PLEASE SEND APPEALS TO ARRIVE AS QUICKLY AS POSSIBLE, IN ENGLISH OR YOUR OWN LANGUAGE:

  • calling on the authorities to release Birtukan Mideksa immediately and unconditionally, unless she is charged with a recognisable criminal offence;

  • expressing concern that she is in solitary confinement and at risk of torture or other ill-treatment;

  • expressing concern that she is a prisoner of conscience, detained solely for the peaceful exercise of her right to freedom of expression and association;

  • urging the authorities to give her access to legal representation of her own choosing and any medical assistance she may require, particularly in the light of her hunger strike.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE TELEFAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE, IN DENEN SIE

  • die Behören auffordern, Birtukan Mideksa unverzüglich und bedingungslos freizulassen, sofern sie keiner erkennbar strafbaren Handlung angeklagt wird;

  • Ihre Sorge darüber ausdrücken, dass sie in Einzelhaft gehalten wird und daher in Gefahr ist, gefoltert oder anderweitig misshandelt zu werden;

  • darlegen, dass sie eine als gewaltlose politische Gefangene ist, die nur deshalb festgenommen wurde, weil sie ihre Rechte auf freie Meinungsäußerung und Vereinigungsfreiheit ausgeübt hat;

  • bei den Behörden darauf dringen, ihr Zugang zu einem Anwalt ihrer Wahl zu gewähren sowie zu medizinischer Behandlung, die sie möglicherweise – besonders angesichts ihres Hungerstreiks – benötigt.

Sachlage

Birtukan Mideksa ist die Vorsitzende der Partei "Unity for Democracy and Justice" (UDJ), eine von mehreren Parteien, die aus der ehemaligen Oppositionspartei "Koalition für Einheit und Demokratie" (Coalition for Unity and Democracy – CUD) hervorgegangen sind. Im Mai 2005 errangen CUD-Mitglieder sowohl Sitze im Parlament als auch andere gewählte Ämter. Die Ergebnisse der Wahl, die den Machterhalt der regierenden Partei bestätigte, wurden angefochten. Wahlbeobachter berichteten von Manipulationen und die CUD von Drohungen und Einschüchterungen gegen ihre Mitglieder. Bei einer Demonstration gegen die Ergebnisse schossen Regierungstruppen in die Menge und töteten mindestens 187 Menschen. Außerdem wurden Tausende festgenommen, darunter zahlreiche Oppositionsparlamentarier, führende Mitglieder von Oppositionsparteien, Journalisten und Menschenrechtsverteidiger. Birtukan Mideksa war unter den Festgenommenen, und Amnesty International betrachtete sie als gewaltlose politische Gefangene. Im Jahr 2006 wurde sie zusammen mit anderen führenden CUD-Mitgliedern, Abgeordneten, Journalisten und Menschenrechtsverteidigern des Landesverrats angeklagt und zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Mehrheit der schuldig Gesprochenen kam frei, nachdem sie eine Vereinbarung mit der Regierung ausgehandelt und Entschuldigungsschreiben unterschrieben hatten und die Regierung sie daraufhin im Jahr 2007 begnadigte. Die genauen Bedingungen der Begnadigungen sind nach wie vor unklar.

Im November 2008 sprach Birtukan Mideksa bei einer öffentlichen Versammlung in Schweden über den Prozess, der zu ihrer Freilassung geführt hatte. Äthiopische Regierungsbeamte reagierten darauf mit der Beschuldigung, sie würde leugnen, um eine Begnadigung gebeten zu haben und inhaftierten sie am 28. Dezember 2008 erneut. Kurz darauf gab das Justizministerium bekannt, ihre Begnadigung sei aufgehoben worden und die ursprüngliche lebenslange Haft sei wieder gültig.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die äthiopische Regierung wird von der Partei "Revolutionäre Demokratische Front des äthiopischen Volkes" (Ethiopian People’s Revolutionary Democratic Front - EPRDF) dominiert, deren Vorsitzender Ministerpräsident Meles Zenawi ist. Zusätzlich zur wachsenden Unterdrückung und Behinderung der Arbeit von Menschenrechtsverteidigern, Journalisten und der politischen Opposition, verabschiedete das äthiopische Parlament am 6. Januar 2008 ein Gesetz zu Wohltätigkeitsorganisationen und Vereinen mit dem Namen "CSO-Gesetz" (Charities and Societies Proclamation), die die Finanzierung, Geschäftstätigkeit und Aktivitäten von internationalen und äthiopischen NGOs, die sich für die Menschenrechte in Äthiopien einsetzen, erheblich einschränkt. Auch die Pressefreiheit und die Rechte von ehemals inhaftierten CUD-Mitgliedern werden nach wie vor stark eingeschränkt.