Aktuell Russische Föderation 25. März 2024

Anschlag bei Moskau: Folter der Verdächtigen bringt keine Gerechtigkeit

Das Bild zeigt eine Frau, die sichtbar traurig ist, sie steht vor einem großen Berg an Blumen und

Trauernde gedenken der Opfer des Anschlags auf die "Crocus City Hall" nahe der russischen Hauptstadt Moskau (25. März 2024).

Am 22. März griffen mehrere bewaffnete Männer die Konzerthalle "Crocus City Hall" im Großraum Moskau an. Dabei wurden mindestens 137 Menschen getötet und Hunderte verletzt. Am 23. März wurden mehrere Verdächtige festgenommen und später einem Moskauer Gericht vorgeführt. Aufnahmen von der Festnahme und aus dem Gerichtssaal deuten darauf hin, dass die Verdächtigen in Gewahrsam gefoltert wurden. 

Marie Struthers, Direktorin für Osteuropa und Zentralasien bei Amnesty International, kommentiert den Anschlag auf die Konzerthalle mit folgenden Worten: 

"Wir sprechen den Opfern dieses abscheulichen Anschlags und ihren Angehörigen unser tiefstes Beileid aus. Ihnen muss Gerechtigkeit widerfahren. Dazu gehört, dass diejenigen, die die Tat befohlen, und diejenigen, die sie ausgeführt haben, in vollem Umfang zur Rechenschaft gezogen werden, und dass die ganze Wahrheit über die Geschehnisse und ihre Hintergründe aufgedeckt wird. Während immer weitere Details dieses Massenmordes bekannt werden, legen die russischen Behörden und verschiedene Medien zutiefst beunruhigende und anscheinend glaubwürdige Bilder von der Folterung der Verdächtigen vor.

Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung fördern nicht etwa die Rechenschaftspflicht gegenüber den Opfern, sondern dienen nur dazu, die Aufklärung zu untergraben. Das Recht auf Freiheit von Folter und anderer Misshandlung gilt absolut und ohne Ausnahme. Wenn dagegen verstoßen wird, ist das eine Straftat und muss als solche behandelt werden. Die Opfer können nur dann Gerechtigkeit erlangen, wenn die Verantwortlichen für diese Gräueltaten in einem fairen Verfahren zur Rechenschaft gezogen werden, das den internationalen Standards voll entspricht."

Amnesty-Posting auf X (ehemals Twitter):

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Hintergrund

Am 22. März 2024 eröffneten mehrere bewaffnete Männer in Kampfanzügen das Feuer auf die Anwesenden in der Crocus City Hall, einem Konzerthaus in einem Vorort Moskaus, und setzten die Halle anschließend in Brand. Bei dem Anschlag starben mindestens 137 Menschen und 180 wurden verletzt. Die bewaffnete Gruppe "Islamischer Staat in der Provinz Khorasan" (ISIS-K) bekannte sich zu dem Anschlag und veröffentlichte ein Video, das von der Bodycam eines der Angreifer aufgenommen wurde. Auf dem Video ist zu sehen, wie mit automatischen Gewehren auf Menschen geschossen und einem Menschen die Kehle durchgeschnitten wird.

Am 23. März ordnete ein Moskauer Gericht Untersuchungshaft für vier Personen an, die am selben Tag wegen des Verdachts auf eine "terroristische Tat" nach Paragraf 205, 3b festgenommen worden waren. Bei einer Verurteilung droht ihnen bis zu lebenslange Haft.

Ein Verdächtiger erschien mit schweren Verletzungen und im Rollstuhl vor Gericht. Ein anderer hatte einen Verband auf der rechten Seite seines Kopfes. Früheres Videomaterial deutet darauf hin, dass ihm während des Verhörs das Ohr abgeschnitten wurde. Ein dritter festgenommener Verdächtiger erschien vor Gericht mit Resten einer am Hals klebenden Plastiktüte, was auf die Anwendung einer vorgetäuschten Erstickungsmethode hindeutet, die die russischen Strafverfolgungsbehörden einsetzen sollen. Alle Angeklagten hatten Hämatome an den Augen und weitere sichtbare Verletzungen. Andere Aufnahmen deuten darauf hin, dass einer der Gefangenen mit Stromschlägen gefoltert wurde.

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