Südafrika: Menschenrechtlerin in Lebensgefahr

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Das Bild zeigt das Porträtbild einer Frau

Die südafrikanische Menschenrechtsverteidigerin Nomsa Sizani (undatiertes Foto)

Nomsa Sizani, Menschenrechtsverteidigerin und ehemalige Generalsekretärin der basisdemokratischen Organisation Abahlali baseMjondolo (AbM), erhält seit dem 18. März Morddrohungen. Einen Tag zuvor hatte sie sich kritisch gegenüber Regierungsbeamt*innen geäußert, die ihre Gemeinde besucht hatten. Seither eskalieren die Drohungen, so dass Nomsa Sizani aus Angst um ihr Leben untertauchen musste. Dies geschieht vor dem Hintergrund systematischer Einschüchterungen, Drohungen, Angriffe und Morde an AbM-Mitgliedern und -Sprecher*innen.

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Sehr geehrter Herr Präsident,

Nomsa Sizani, Menschenrechtsverteidigerin und ehemalige Generalsekretärin der basisdemokratischen Organisation Abahlali baseMjondolo (AbM), erhält Morddrohungen. Die Drohungen begannen einen Tag, nachdem sie sich kritisch gegenüber Regierungsbeamt*innen geäußert hatte, die sich am 17. März in der Gemeinde aufhielten, um über dortige Entwicklungen zu sprechen. Seither eskalieren die Drohungen, so dass Nomsa Sizani aus Angst um ihr Leben untertauchen musste. Dies geschieht vor dem Hintergrund systematischer Einschüchterungen, Drohungen, Angriffe und Morde an AbM-Mitgliedern und -Sprecher*innen.

Ich fordere Sie und Ihre Regierung höflich und mit Nachdruck auf, unverzüglich konkrete und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Morddrohungen gegen Nomsa Sizani unabhängig, unparteiisch und zielführend zu untersuchen und ihre Sicherheit zu gewährleisten. 

Veranlassen Sie, dass diejenigen identifiziert werden, die für die Drohungen verantwortlich sind, und sie in fairen Verfahren vor Gericht gestellt werden. 

Ich fordere Sie und Ihre Regierung außerdem auf, die Menschenrechte von Menschenrechtsverteidiger*innen zu schützen und zu achten und einen Prozess zur Ausarbeitung einer gesetzlichen Grundlage zu initiieren, der diesen Schutz in Südafrika in Zukunft sicherstellt.

Mit freundlichen Grüßen

Dear President Ramaphosa,

I wish to bring to your attention the case of Nomsa Sizani, a single mother of four surviving children from eKukhanyeni, Marianhill in South Africa’s North-Eastern province of KwaZulu-Natal (KZN). Nomsa Sizani is a human rights defender and leader within the Abahlali baseMjondolo movement (AbM), a grassroots movement founded in 2005. She is facing imminent threats to her life following her questioning officials who were in her community to speak about developments taking place there on 17 March. She received a threatening phone call on 18 March, saying "if you don’t shut that mouth, we will shut it for you". Threats against her have escalated since. On 26 March, she received a text message which said: "We hope that Zikode [referring to AbM president Sibusiso Zikode] and Abahlali will be able to protect you from that big mouth of yours". On 31 March, three men arrived at her home looking for her. She has now been forced into hiding.

The threats against Nomsa Sizani must be seen against the backdrop of a greater pattern of harassment, intimidation, threats and killings of AbM members and leaders, which AbM count at 25 over their 18-year existence. One of these killings includes Nomsa Sizani’s son, Samuel Hloele, who was allegedly shot by the eThekwini Anti-Land Invasion Unit according to AbM reports. Leaders of the movement have alleged that the targeted killings are a direct response to the movement challenging the status quo of the communities in which they reside and operate by speaking out against allegations of corruption at the local government level and organising themselves independently outside of party politics.

I know you are aware of the situation AbM is facing, having recently created a task team in KZN to investigate the killings of AbM members.

I therefore call on you and your government to take concrete and effective measures to promptly, thoroughly, independently, impartially, transparently and effectively investigate the death threats against Nomsa Sizani and to ensure her safety and security. Anyone suspected to be responsible for the threats should be identified and brought to justice in a fair trial. I also urge you and your government to protect and ensure respect for the human rights of human rights defender and to initiate a process to develop legislation for the effective protection of the human rights of human rights defenders in South Africa.

Yours sincerely,

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Bitte abschicken bis: 11.06.2024

Appell an

President 
Cyril Ramaphosa
Private Bag X463
Pretoria, 0001
SÜDAFRIKA 

Sende eine Kopie an

Botschaft der Republik Südafrika 
S. E. Herrn Phumelele Stone Sizani 
Tiergartenstraße 18
10785 Berlin
Fax: 030 – 22073190
E-Mail: berlin.admin@dirco.gov.za

Amnesty fordert:

Sachlage

Nomsa Sizani ist eine Menschenrechtsverteidigerin aus eKukhanyeni, Marianhill in Südafrikas nordöstlicher Provinz KwaZulu-Natal und eine Sprecherin der 2005 gegründeten Basisbewegung Abahlali baseMjondolo (AbM). Ihr Leben ist bedroht, nachdem sie sich kritisch gegenüber Beamt*innen verhalten hat, die am 17. März ihre Gemeinde besucht hatten, um über dortige Entwicklungen zu sprechen. Am 18. März erhielt sie einen Drohanruf, in dem es hieß: "Wenn du nicht dein Maul hältst, werden wir es dir stopfen." Seither eskalieren die Drohungen. Am 26. März erhielt sie eine Textnachricht, in der stand: "Wir hoffen, dass Zikode [gemeint ist der AbM-Vorsitzende Sibusiso Zikode] und Abahlali in der Lage sein werden, dich vor deinem großen Mundwerk zu schützen." Am 31. März kamen drei Männer zu ihr nach Hause und suchten nach ihr. Nomsa Sizani, alleinerziehende Mutter von vier Kindern, sah sich daraufhin gezwungen, unterzutauchen.

Die AbM-Mitglieder und -Aktivist*innen treten entschlossen dafür ein, das Leben der Bewohner*innen armer Gemeinden zu verbessern, denen ihre Menschenrechte verweigert werden, z. B. angemessene Wohnungen, Wasser und sanitäre Einrichtungen. Sie kritisieren Korruptionsfälle bei den lokalen Behörden und arbeiten daran, die Lebensbedingungen in ihren Gemeinden zu verbessern. So gründeten sie eine politische Schule, eine Farm, eine Gemeinschaftsküche und einen Laden. Dabei stoßen sie nicht nur auf Widerstand, sondern auch auf Schikanen, Einschüchterungen und Drohungen. Ihr Hütten wurden beschädigt und sie wurden Opfer von Gewalt und Mord.

Die Drohungen gegen Nomsa Sizani müssen im Kontext systematischer Schikanen, Einschüchterungen, Drohungen, Angriffe und Morde an AbM-Mitgliedern und Sprecher*innen gesehen werden. Einer der Toten ist Noma Sizanis Sohn Samuel Hloele. Die Sprecher*innen der Bewegung gehen davon aus, dass die gezielten Morde eine direkte Reaktion darauf sind, dass die AbM-Bewegung den Status quo der Gemeinden, in denen sie leben und arbeiten, in Frage stellt, indem sie öffentlich mutmaßliche Korruptionsfälle auf lokaler Regierungsebene anprangert und sich unabhängig von der Parteipolitik organisiert. Der südafrikanische Präsident ist sich der Situation der AbM bewusst, da er kürzlich eine Arbeitsgruppe in KwaZulu-Natal eingesetzt hat, um die Morde an AbM-Mitgliedern zu untersuchen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Nomsa Sizani ist die ehemalige Generalsekretärin von Abahlali baseMjondolo (AbM). Sie ist 52 Jahre alt und hatte fünf Kinder. Ihr Sohn Samuel Hloele wurde nach Angaben der AbM mutmaßlich von der eThekwini Anti-Landbesetzungseinheit erschossen. Er gehört zu den insgesamt 25 Mitgliedern der AbM, die seit 2009 getötet wurden.

Die Drohungen und Angriffe gegen Nomsa Sizani und Mitglieder der AbM müssen vor dem Hintergrund eines größeren Musters von Gewalt und Morden an Menschenrechtsverteidiger*innen in Südafrika gesehen werden. Das hohe Maß an Armut und Ungleichheit in Südafrika, verbunden mit weit verbreiteter Arbeitslosigkeit und dem fehlenden Zugang zu angemessenen Dienstleistungen, führt zu sozialen, politischen und wirtschaftlichen Unruhen. Menschenrechtsverteidiger*innen riskieren ihr Leben, um sich für den Schutz von Menschen in Südafrika einzusetzen, indem sie die Korruption bekämpfen, für die Menschenrechte eintreten oder für bessere Lebensbedingungen bestimmter Bevölkerungsgruppen kämpfen. Dennoch werden sie vom Staat mit Verachtung oder schlimmer behandelt. Es wird wenig oder gar nichts getan, um ihre Menschenrechte zu schützen und zu fördern und mutmaßliche Täter*innen vor Gericht zu stellen.

Die Provinz KwaZulu-Natal, in der Nomsa Sizani tätig ist, ist eine Brutstätte politischer Morde. Zwischen dem Jahr 2000 und 2021 wurden in ganz Südafrika 418 politisch motivierte Morde registriert, 118 davon allein in KwaZulu-Natal. Einer der Faktoren, der zu politischer Gewalt in der Provinz beiträgt, ist der Wettbewerb um die Ämter in den Gemeinderäten. Ratsmitglieder haben Zugang zu politischer Macht, die sie für ihren finanziellen Vorteil nutzen können – zum Beispiel durch Auftragsvergabe bei Ausschreibungen –, was zu Korruption führen kann. Menschenrechtsverteidiger*innen wie Nomsa Sizani, die den Amtsmissbrauch von Regierungsbeamt*innen aufdecken, sehen sich oft großen Gefahren durch die Personen ausgesetzt, die sie zur Verantwortung ziehen wollen.

Die Belästigung, Einschüchterung, Bedrohung und Ermordung von Menschenrechtsverteidiger*innen ist ein direkter Angriff auf die Zivilgesellschaft. Diese Verstöße sind Teil eines systematischen Versuchs, Aktivist*innen in Südafrika einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen, Bewegungen wie die AbM zu untergraben und andere von der Verteidigung der Menschenrechte abzuhalten. 

Im Jahr 2023 setzte sich Amnesty International im Rahmen des jährlichen Briefmarathons für den Schutz des AbM-Sprechers Thapelo Mohapi ein, der ebenfalls untertauchen musste, nachdem er Morddrohungen erhalten hatte.