Kuba: Inhaftierter Musiker in Gefahr

Ein junger Mann in einem dunklen Kapuzenpulli mit einer weißen Kappe lacht in die Kamera, als er ein Selfie aufnimmt. Es sit der als "Maykel Osorbo" bekannte kubanische Musiker Maykel Castillo Pérez

Der als "Maykel Osorbo" bekannte kubanische Musiker Maykel Castillo Pérez (undatiertes Foto)

Der als "El Osorbo" bekannte kubanische Musiker Maykel Castillo Pérez ist in Haft massiven Drohungen ausgesetzt. Schon früher wurde er schikaniert und widerholt willkürlich inhaftiert, bevor ihn am 18. Mai 2021 Angehörige der Staatssicherheit zuhause festnahmen. Im Juni 2022 wurde er zu neun Jahren Haft verurteilt. Seit April 2023 wird der gewaltlose politische Gefangene Berichten zufolge von Mitgefangenen bedroht – doch die kubanischen Behörden ergreifen keine Sicherheitsmaßnahmen.

Appell an

Miguel Mario Díaz-Canel

Presidente de la República de Cuba

Hidalgo, Esquina 6., Plaza de la Revolución


La Habana, CP 10400, KUBA

Sende eine Kopie an

Botschaft der Republik Kuba

I. E. Frau Juana Martinez Gonzalez

Stavangerstr. 20

10439 Berlin

Fax: 030-447 370 38

oder 030-44 79 30 91


E-Mail: recepcion@botschaft-kuba.de

Amnesty fordert:

  • Bitte veranlassen Sie umgehend die bedingungslose Freilassung von Maykel Castillo Pérez.
  • Sorgen Sie bitte dringend dafür, dass Maykel Castillo Pérez bis zu seiner Freilassung vor den Drohungen und Schikanen geschützt wird, denen er im Gefängnis ausgesetzt ist.

Sachlage

Der inhaftierte Musiker Maykel Castillo Pérez wird in der Haft schikaniert und bedroht. Amnesty International vorliegenden Informationen zufolge hat er zu extremen Maßnahmen gegriffen, um gegen die gewalttätigen Drohungen von Mitgefangenen und Sicherheitskräften zu protestieren, denen er seit April ausgesetzt ist. So nähte er sich beispielsweise den Mund zu.

Seine Familie teilte Amnesty International mit, dass sein aktueller Gesundheitszustand Anlass zu großer Sorge gibt. Seine Lymphknoten sind geschwollen, doch die Gefängnisbehörden machen keine transparenten und vertrauenswürdigen Angaben zu medizinischen Untersuchungsergebnissen, was die Unsicherheit und Angst um sein Wohlergehen noch erhöht.

Amnesty International sandte am 18. Mai 2023 einen Offenen Brief an das Präsidialamt, in dem die Menschenrechtsorganisation die Drohungen gegen Maykel Castillo Pérez anprangerte und seine sofortige Freilassung forderte. Eine Antwort steht bis heute aus.

Maykel Castillo Pérez ist ein gewaltloser politischer Gefangener, der sich nur deshalb in Haft befindet, weil er von seinen Rechten auf freie Meinungsäußerung und friedliche Versammlung Gebrauch gemacht hat.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Maykel Castillo Pérez, auch bekannt unter dem Künstlernamen "Maykel Osorbo", ist ein kubanischer Musiker. Er hat den Song "Patria y Vida" mitverfasst, der aufgrund seines regierungskritischen Inhaltes zur Hymne der kubanischen Protestbewegung wurde. Außerdem hat er bereits zweimal den Grammy Latino gewonnen.

Der Musiker ist in der Vergangenheit bereits mehrmals durch die Behörden schikaniert und willkürlich inhaftiert worden. Am 18. Mai 2021 nahmen ihn Angehörige der Staatssicherheit bei sich zuhause fest und gaben zehn Tage lang keine Informationen zu seinem Verbleib heraus. Im Januar 2022 kam die UN-Arbeitsgruppe gegen willkürliche Inhaftierungen zu dem Schluss, dass Maykel Castillo Pérez willkürlich inhaftiert worden war, und forderte die kubanische Regierung auf, ihn unverzüglich freizulassen.

Die UN-Sachverständigen stellten fest, dass er allein deswegen inhaftiert worden war, weil er seine Grundrechte ausgeübt hatte. Ihm seien verfahrensrechtliche Garantien verweigert worden, so konnte er sich beispielsweise vor Gericht nicht angemessen verteidigen. Im Juni 2022 verurteilte das Städtische Volksgericht von Zentral-Havanna Maykel Castillo Pérez zu neun Jahren Gefängnis. Derzeit befindet er sich im Gefängnis 5 y Medio in der nordkubanischen Stadt Pinar del Río. Obwohl sein Gesundheitszustand schlecht ist, hat er nur eingeschränkt Zugang zu hochwertiger medizinischer Versorgung.

Maykel Castillo Pérez möchte das Land mit seiner Familie verlassen und Anfang 2023 wurde ihm und seiner Familie die Einreise in die Vereinigten Staaten genehmigt. Doch die kubanischen Behörden haben bisher nicht auf seinen Ausreiseantrag reagiert.

Seit Anfang April 2023 gehen bei Amnesty International Berichte ein, denen zufolge Maykel Castillo Pérez von anderen Gefangenen schikaniert und bedroht wird. Zuvor hatten die Behörden eine Kamera in dem Bereich installiert, in dem er inhaftiert ist. Maykel Castillo Pérez reichte bei den kubanischen Behörden eine Beschwerde ein, erhielt bisher jedoch keine Antwort und keine Sicherheitsgarantie.

Am 12. Juli nähte sich Maykel Castillo Pérez den Mund zu und tätowierte sich "Patria y vida" (Vaterland und Leben) auf den Körper, um gegen die Gewaltandrohungen durch Mithäftlinge und Sicherheitskräfte zu protestieren, denen er seit Monaten ausgesetzt ist. Am nächsten Tag entfernten die Gefängnisaufseher die Fäden aus seinem Mund und teilten ihm mit, dass ihm zur Strafe der Besuch von seiner Familie verweigert würde.

Am 14. Juli wurde er in Einzelhaft verlegt. In seinem letzten Telefonat mit seinen Freund*innen am 18. Juli sagte er: "Ich kann noch. Denn ich habe genug Kraft, um weiter zu bluten. Ich verstehe, warum sie mich unterdrücken, und ich werde es weiterhin aushalten. Ein paar Tage, neun Monate oder dreißig Jahre reichen nicht aus [um mich zu brechen], denn schließlich haben sie mir seit meiner Geburt Schaden zugefügt. Es reicht nicht, dass sie mich in ein Gefängnis sperren, meine Leute belügen und meine Karriere unterbinden. Ich ziehe es mit großem Stolz vor, im Sarg hinausgetragen zu werden, als mich zu beugen (...)."

Seit Mai 2023 prangert Amnesty International die Todesdrohungen gegen Maykel Castillo Pérez an, doch die kubanischen Behörden haben die Appelle bisher ignoriert.