Artikel 12: Freiheitssphäre des Einzelnen

Eine Hand hält ein Smartphone, im Hintergrund schemenhaft eine Straße und Lichter

Verrät mehr über uns, als wir ahnen: das Smartphone

Niemand darf willkürlichen Eingriffen in das eigene Privatleben, die eigene Familie, die eigene Wohnung und den eigenen Schriftverkehr oder Beeinträchtigungen der eigenen Ehre und des eigenen Rufes ausgesetzt werden. Jeder Mensch hat Anspruch auf rechtlichen Schutz gegen solche Eingriffe oder Beeinträchtigungen.*

Schütze deine Daten und deine Menschenrechte: Drei Schritte zum Datenschutz

Am 10. April sagte Mark Zuckerberg, der Geschäftsführer von Facebook, vor dem US-Senat aus. Zuvor hatte er eingeräumt, dass möglicherweise die persönlichen Daten von bis zu 87 Millionen Menschen unzulässigerweise mit der Firma Cambridge Analytica geteilt worden waren.

Der neue Facebook-Skandal hat viele Nutzerinnen und Nutzer dazu gezwungen, sich mit der Tatsache auseinanderzusetzen, dass persönliche Daten im Internet gesammelt und weitergeleitet werden. Darüber hinaus hat er neue menschenrechtliche Herausforderungen im digitalen Zeitalter aufgezeigt.

Die Verbindung zwischen Cambridge Analytica und Donald Trumps Wahlkampf in den USA hat das Sammeln persönlicher Daten in die Schlagzeilen gebracht. Das war aber nur die Spitze des Eisbergs.

Der neue Facebook-Skandal hat viele Nutzerinnen und Nutzer dazu gezwungen, sich mit der Tatsache auseinanderzusetzen, dass persönliche Daten im Internet gesammelt und weitergeleitet werden.

Fragst du dich auch, ob und wie deine persönlichen Online-Daten ungefragt genutzt werden und was du dagegen tun kannst? 

Es ist leider fast unmöglich, persönliche Daten und Online-Aktivitäten vollständig vor der Datensammlung zu schützen. Da viele Menschen die Sozialen Medien im Alltag benötigen, möchten sie ihren Facebook-Account behalten – obwohl sie über den mangelnden Datenschutz von Facebook empört sind.

Man kann aber den Umfang einschränken, in dem Firmen unsere Online-Aktivitäten nachverfolgen können. Wir haben drei Grundschritte zum Datenschutz zusammengestellt.

1. Risiken verstehen

Zunächst muss man wissen, wer Daten sammelt und wozu sie gesammelt werden.

Online-Aktivitäten werden durch Google, Facebook, Twitter und viele ähnliche Unternehmen verfolgt. Diese Dienste erstellen ein detailliertes Profil von sämtlichen Nutzerinnen und Nutzern.Diese Profile dienen zum einen der gezielten Platzierung von Werbung. Zum anderen passen jedoch auch die Unternehmen selbst ihre Dienste an, um so die Nutzerinnen und Nutzer an sich zu binden.

Auf die meisten Daten, die Nutzerinnen und Nutzer in den Sozialen Diensten teilen, kann nur von ihren Freundinnen und Freunden und den Anbietern selbst zugegriffen werden. Allerdings sind die werkseitigen Sicherheitseinstellungen oft unzureichend und schwer zu durchschauen. Das kann dazu führen, dass einige Daten öffentlich gezeigt oder mit Drittparteien geteilt werden. Hier kommen "Datenhändler" und Datenanalyse-Unternehmen ins Spiel.

Cambridge Analytica ist nur eine von vielen Firmen, die vom Datensammeln und Datenverkaufen leben. Diese Unternehmen sammeln Daten, die wir öffentlich teilen – etwa "Likes" auf Facebook – und kombinieren sie mit Daten, die wir unwissentlich teilen – von der Online-Registrierung zur Wahl, wie sie beispielsweise in den USA üblich ist, bis zu unseren Surfgewohnheiten. So können immer detailliertere Profile erstellt werden.

Die Verfolgung von Online-Aktivitäten und die Erstellung von Persönlichkeitsprofilen können rechtmäßig sein, aber sie bergen auch Risiken für die Menschenrechte. Sie können den Schutz der Privatsphäre oder die Meinungsfreiheit bedrohen, wenn die Nutzerinnen und Nutzer ihr Verhalten im Internet aus Angst vor der Aufzeichnung ihrer Daten ändern. Es besteht außerdem das Risiko der Diskriminierung, da Unternehmen und Regierungen die Datenanalysen dazu missbrauchen könnten, Menschen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihres Geschlechts oder anderer geschützter Merkmale ins Visier zu nehmen.

2. Privatsphäre-Einstellungen überprüfen

Es ist an der Zeit, die Privatsphäre-Einstellungen unserer Accounts in den Sozialen Medien zu überprüfen. Es kann wirklich überaus erhellend sein, sich die Menge der gesammelten Daten mal zu Gemüte zu führen!

Viele Dienste bieten die Möglichkeit, die Verfolgung von Online-Aktivitäten zumindest ein Stück weiteinzuschränken – allerdings ist die werkseitig voreingestellte Sicherheitsstufe in der Regel eher niedrig.Die Einstellung zur Aktivitäten-Verfolgung muss also gefunden und – wo es geht – ausgeschaltet werden.

Zunächst Facebooks "Privatsphärencheck": Auf jeder Facebook-Seite kann man oben rechts auf das "?"-Symbol und dann auf "Privatsphärencheck" klicken. Dieser führt in drei Schritten durch die Privatsphäre-Einstellungen. Hier können die Nutzerinnen und Nutzer festlegen, wer auf ihre Profile zugreifen und ihre Posts sehen kann; außerdem werden externe Anbieter, die Zugriff auf ihre Daten haben, in einer Liste aufgeführt.

Unbekannte Dienste sollten aus dieser Liste entfernt werden. Der Skandal um Cambridge Analyticageht genau auf diese Möglichkeit für externe Dienste zurück, über Facebook auf die Daten der Nutzerinnen und Nutzer zugreifen und teilen zu können.

Facebook war zwar gezwungen, den Umfang einzuschränken, in dem die Dienste auf Nutzerdaten zugreifen können, aber in Zukunft könnten diese Einschränkungen auch wieder gelockert werden.

Außerdem gibt es ein spezielles Tool, mit dem überprüft werden kann, ob die eigenen Daten mit Cambridge Analytica geteilt wurden.

Auch Google bietet einen "Privatsphärencheck" an: https://myaccount.google.com/privacycheckup. Hier können Nutzerinnen und Nutzer Daten löschen, die bereits über sie gesammelt wurden, und verhindern, dass weitere Informationen über ihren Suchverlauf, Standortverlauf, Sprach- und Videonachrichtenverlauf o. ä. gesammelt werden. 

Twitter bietet keinen Privatsphärencheck an, aber über https://twitter.com/settings/safety ist die Seite "Datenschutz und Sicherheit" erreichbar. Die Liste der Dienste, die auf den Nutzeraccount zugreifen können, erreicht man über https://twitter.com/settings/applications.

3. Einfache Privatsphärenschutztools anwenden

Die Daten einzuschränken, die Facebook, Google und Twitter über uns sammeln, ist wichtig. Das wird diese und andere Unternehmen allerdings nicht davon abhalten, unsere Aktivitäten hinter den Kulissen weiter zu verfolgen. Der dritte Schritt ist also, auf Dienste umzusatteln, bei denen die Privatsphäre von Anfang an automatisch geschützt wird.

DuckDuckGo ist eine Suchmaschine, mit der wir anonym surfen können. Vielleicht schätzen wir unseren Suchverlauf nicht als "persönliche Daten" ein, aber Firmen können daraus viele Informationen über uns ableiten: von unseren körperlichen Leiden bis hin zu unserem Weg zur Arbeit.

DuckDuckGo sammelt und teilt keine persönlichen Nutzerdaten. Beim Surfen mit DuckDuckGo können die Nutzerinnen und Nutzer auf Links klicken, ohne dass der betreffenden Seite Informationen wie die verwendeten Suchwörter mitgeteilt werden.

Privacy Badger ist ein Browser-Plug-In von EFF (Electronic Frontier Foundation), welches Drittparteien daran hindert, unsere Online-Aktivitäten zu verfolgen. So kann die Nachverfolgung unserer Aktivitäten durch Facebook oder Google gestoppt werden, sofern wir uns nicht auf deren Seiten befinden. Außerdem hindert es viele Werbetreibende und Daten-Händler daran, die Aktivitäten der Nutzerinnen und Nutzer unbemerkt auszuwerten. 

Auch der Umstieg auf einen anderen Web-Browser kann sinnvoll sein. Zwei gute Möglichkeiten sind Brave und Firefox. Brave blockiert – bereits voreingestellt – erfolgreich Werbung und stoppt die Verfolgung von Aktivitäten. Bei Firefox muss zuerst manuell der "Schutz vor Aktivitätenverfolgung" eingeschaltet werden.

Das englischsprachige Projekt Me and My Shadowvon Tactical Tech bietet ausführliche technische Informationen zum Thema Verfolgung von Online-Aktivitäten. Hier gibt es genaue Ratschläge dazu, wie Nutzerinnen und Nutzer herausfinden können, welche ihrer persönlichen Daten gesammelt werden und wie sie ihre Daten schützen können.

Diese drei Schritte helfen bei der Verwaltung der eigenen Online-Daten. Im englischsprachigen Beitrag "6 really practical ways to protect your privacy online" hat Amnesty International weitere Tipps zum Schutz der Privatsphäre zusammengestellt: https://www.amnesty.org/en/latest/campaigns/2016/10/really-practical-ways-to-protect-your-privacy-online/

Dieser Text wurde zunächst am 13. April 2018 auf www.amnesty.de veröffentlicht.

*Amnesty verwendet eine diskriminierungssensibel überarbeitete deutsche Übersetzung der Allgemeinen Erklärung. Den gesamten Text findest du hier.

Weitere Artikel