Amnesty 22. Mai 2023

Geballte Kraft: Der Amnesty-Briefmarathon

Das Bild zeigt eine Person im Vordergrund, die einen Brief schreibt. Im Hintergrund sind weitere Personen zu sehen, die auch etwas schreiben.

Veranstaltung im Rahmen des Briefmarathons an Schulen am Leo-Statz-Berufskolleg in Düsseldorf am 07. Dezember 2022

Briefe können Leben retten – das hat auch das Jahr 2022 wieder unter Beweis gestellt.

Magai Matiop Ngong war gerade einmal 15 Jahre alt, als ihn ein Gericht im Südsudan zum Tode verurteilte. "Es ist nicht schön, wenn man erfährt, dass man sterben wird", schrieb der Teenager in seiner Todeszelle. Dass er heute noch am Leben ist, liegt auch daran, dass sich beim Amnesty-Briefmarathon Jugendliche aus der ganzen Welt mit ihm solidarisierten.

Die Idee hinter dem Briefmarathon ist simpel: Jedes Jahr im Dezember schreiben unzählige Menschen rund um den Erdball gleichzeitig Briefe, in denen sie Regierungen auffordern, Unrecht zu beenden. Sie verfassen auch ermutigende Solidaritätsbriefe, die direkt an Menschen wie Magai Matiop Ngong gehen. 2022 kamen allein in Deutschland mehr als 390.000 Briefe zusammen, weltweit waren es mehr als 5,3 Millionen.

Beim Briefmarathon zeigt sich die geballte Kraft der Amnesty-Bewegung: Einen Brief können Machthabende ignorieren, Hunderttausende nicht. So war es auch im Südsudan: Magai Matiop Ngong kam im März 2022 frei, nachdem rund 750.000 Protestbriefe bei den Behörden eingegangen waren.

Der Amnesty-Briefmarathon ist inzwischen die größte Menschenrechtsaktion der Welt. Und in Deutschland sind Jugendliche besonders aktiv. Seit 2013 laden wir Schulen dazu ein, sich am Briefmarathon zu beteiligen. 600 Bildungseinrichtungen haben 2022 mitgemacht – mehr als je zuvor. Und das Ergebnis war spektakulär: Mehr als 250.000 Briefe, Postkarten und Mails haben die Schüler*innen in nur wenigen Tage geschrieben. Ein neuer Rekord!

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Um mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, waren wir auch mit unserem Amnesty-Truck an Schulen vor Ort und organisierten digitale Filmvorführungen, Kunst-Workshops und Diskussionsrunden. Für Jugendliche ist der Briefmarathon eine ideale Gelegenheit, sich mit den Menschenrechten vertraut zu machen, etwas über die politischen Verhältnisse in anderen Ländern zu erfahren und sich aktiv für Menschen in Not einzusetzen.

Zehn Menschenrechtsverteidiger*innen, die dringend Unterstützung brauchen, hatte Amnesty für den Briefmarathon ausgewählt. Die russische Künstlerin Alexandra Skochilenko war eine von ihnen. Die junge Frau sitzt seit April 2022 in Untersuchungshaft, weil sie mit einer kreativen Kunstaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine aufmerksam gemacht hat. In einem Supermarkt in St. Petersburg hatte sie Preisschilder gegen Schilder ausgetauscht, die über russische Kriegsverbrechen informierten. Für ihren Protest drohen ihr zehn Jahre Haft. Mehr als 40.000 Briefe kamen allein in Deutschland für Alexandra Skochilenko zusammen, die meisten hatten Schüler*innen geschrieben.

Natürlich kommen nicht alle Gefangenen sofort frei, für die wir uns einsetzen. Doch die Briefe zeigen immer eine Wirkung. So auch im Fall von Alexandra Skochilenko. "Mir kommen vor Dankbarkeit die Tränen, wenn ich an alle denke, die aufstehen und sich für mich einsetzen", schrieb sie in einem Brief aus dem Gefängnis. "Meine Ankläger haben Macht und Geld, doch ich habe etwas viel Wertvolleres: Freundlichkeit, Empathie, echte Liebe und enorme Unterstützung von Menschen aus aller Welt."

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