Aktuell 18. März 2020

Corona-Krise: Es braucht Solidarität mit allen betroffenen Menschen

Ein Mann steht inmitten von verkohlten Überresten einer Behausung, wenige Meter dahinter stehen Bäume und ein Stacheldrahtzahn, hinter dem sich Dutzende Menschen drängen

Die weltweite Ausbreitung der Lungenkrankheit Covid-19 bedroht nicht nur EU-Bürger_innen, sondern auch schutzsuchende Menschen auf den griechischen Inseln. 

"Situationen wie die Corona-Krise fordern unser aller Solidarität", sagt Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland. "Wir alle sind persönlich gefragt, auf Risikopersonen in unserer Nähe durch empathische Distanz Rücksicht zu nehmen oder Menschen in Quarantäne zu helfen. Und Solidarität brauchen wir auch auf internationaler Ebene: Bei der Zusammenarbeit und Hilfe für besonders betroffene Länder und bei humanitären Notlagen für besonders bedrohte Menschen."

Auf den griechischen Inseln herrscht seit Monaten eine vielfach missachtete humanitäre Notlage: In den vergangenen Tagen hatte der Leiter des Lagers in Moria die europäischen Staaten um Hilfe angesucht. Denn dort leben inzwischen rund 21.000 Menschen, wo maximal 3000 Platz haben. Am 16. März starb ein sechsjähriges Mädchen bei einem Brand auf Lesbos. Mit der bereits jetzt schon mangelhaften medizinischen Versorgung bedroht die Corona-Pandemie das Leben Tausender Kinder, Frauen und Männer.

Porträtfoto von Markus N. Beeko

Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland

 

"Bereits vor der Corona-Pandemie und der weiteren Eskalation in Idlib harrten schutzsuchende Menschen unter katastrophalen Umständen auf den griechischen Inseln wie Lesbos aus, weil die EU Griechenland allein ließ", so Beeko. Der Ausbruch des Coronavirus macht jetzt deutlich, was für fatale Konsequenzen dieses Versäumnis haben könnte.

"Die Lage auf den Inseln hat sich für die in den Lagern Lebenden auf für uns kaum vorstellbare Weise verschlimmert. Die europäischen Staaten müssen jetzt entschlossen mit Griechenland zusammen die Evakuierung und umgehende Not-Versorgung der Familien in die Hand nehmen ", mahnt Beeko. Die griechischen Behörden haben dagegen die begrenzte Hilfe für schutzsuchende Menschen inzwischen noch weiter zurückgefahren: Die Flüchtlinge dürfen die Lager nicht mehr verlassen, der Unterricht für die Kinder fällt ersatzlos aus, ihre Asylanträge werden bis auf weiteres nicht mehr bearbeitet.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte am 16. März die Bedeutung internationaler Solidarität vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen der Corona-Pandemie und der weiter dramatischen Situation in Syrien hervorgehoben. "Der Aufruf zu mehr Solidarität muss auch die Zehntausenden Menschen auf den griechischen Inseln umfassen, die seit Jahren von der EU ignoriert werden", so Beeko. "Brüssel muss Griechenland dabei unterstützen, diese humanitäre Krise zu lösen, bevor sie sich durch das Coronavirus dramatisch verschärft."

 

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