Aktuell 23. April 2012

Ölkatastrophe im Niger-Delta weitaus größer, als von Shell angegeben

Tausende Tonnen Öl strömten wochenlang aus den Lecks einer maroden Pipeline

Tausende Tonnen Öl strömten wochenlang aus den Lecks einer maroden Pipeline

23. April 2012 - Zehntausende Tonnen Öl strömten 2008 aus den Lecks einer maroden Pipeline des Öl-Unternehmens Shell im Niger-Delta. Der Boden und das Wasser rund um die 69.000 Bewohner zählende Stadt Bodo wurden verseucht. Eine neue Studie zeigt nun das tatsächliche Ausmaß der Ölkatastrophe und offenbart, dass Shell die Menge an ausgetretenem Öl massiv unterschätzt hat.

Die Untersuchung der US-amerikanischen Firma Accufacts Inc. hat ergeben, dass während des Unglücks wochenlang täglich zwischen 1.440 und 4.320 Barrel Öl ausgetreten sind. Über den gesamten Zeitraum kann somit von insgesamt 103.000 bis 311.000 Barrel Öl ausgegangen werden. Shell selbst gibt an, dass insgesamt lediglich 1.640 Barrel Öl ausgetreten seien.

"Der Unterschied ist gewaltig. Selbst wenn wir die niedrigsten Schätzungen aus der Studie von Accufacts zugrunde legen, müssen wir davon ausgehen, dass mehr als 60 Mal so viel Öl in Bodo ausgelaufen ist, als von Shell angegeben," sagte Katharina Spieß, Expertin für Wirtschaft und Menschenrechte bei Amnesty International.

Auch über den Zeitraum des Öllecks gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen. Während Shell den 5. Oktober 2008 als Beginn des Unglücks angibt, haben die örtlichen Behörden bestätigt, dass das Leck bereits seit dem 28. August existierte. Das Austreten des Öls konnte erst am 7. November beendet werden.

Shell gibt gegenüber Investoren, Kunden und Medien immer wieder an, dass ein Großteil des im Niger-Delta ausgetretenen Öls auf Sabotageakte zurückzuführen sei. Das Unternehmen bezieht sich dabei auf die Ergebnisse von zweifelhaften Untersuchungen. Die Ursache für die Lecks, die Menge an ausgetretenem Öl und andere wichtige Daten, wie z.B. der Beginn des Austretens, werden in diesen Studien nicht auf glaubwürdige Weise erfasst. Amnesty International und das Centre for Environment, Human Rights and Development (CEHRD) haben daher wiederholt unabhängige Untersuchungen bei Ölkatastrophen gefordert, bei denen die Unternehmen keinen Einfluss auf den Verlauf und die Ergebnisse nehmen dürfen.

"Sabotage ist ein ernstzunehmendes Problem im Niger-Delta. Aber Shell missbraucht das Thema für seine PR-Zwecke und stellt Behauptungen auf, die einem prüfenden Blick nicht standhalten," sagte Katharina Spieß. "Außerdem ist Shell nach nigerianischem Gesetz grundsätzlich verpflichtet, das verschmutzte Gebiet zu dekontaminieren - auch wenn Sabotage vorliegen sollte."

Über drei Jahre nach dem Unglück hat Shell noch immer keine Verantwortung übernommen und weder für die Säuberung des Niger-Deltas gesorgt, noch Entschädigungen für die betroffenen Gemeinden bereit gestellt.

Shell muss endlich Verantwortung übernehmen, das Niger-Delta von den entstandenen Umweltschäden befreien und die betroffenen Bewohner entschädigen - unterschreiben Sie unsere Online-Petition an den Shell-CEO Peter Vosner!

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