Amnesty 22. Mai 2023

Vorwort: "Die Menschenrechte haben im Jahr 2022 deutlich gelitten"

Vorwort von Markus N. Beeko, Generalsekretär der deutschen Amnesty-Sektion, zum Tätigkeitsbericht 2022
Das Bild zeigt das Porträtbild eine Mannes

Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland

Verehrte Unterstützer*innen, liebe Freund*innen,

Aus Sicht der Menschenrechte war das Jahr 2022 geprägt von globalen Krisen und Herausforderungen: Die Corona-Pandemie bestimmte weiterhin unseren Alltag, die fortschreitende Klimaerwärmung zeigte sich in extremen Wetterereignissen wie Überschwemmungen und Dürren. Und der russische Angriff auf die Ukraine trieb Millionen Menschen in die Flucht.

Die Menschenrechte haben darunter deutlich gelitten – vor allem in der Ukraine. Dort begann Russland am 24. Februar 2022 einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg und hat sich seither schwerster Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen schuldig gemacht. Amnesty hat diese Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht dokumentiert und festgehalten. Es besteht kein Zweifel: Die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.

Erschütternde Nachrichten erreichen uns seit September 2022 auch aus dem Iran. Mit brutaler Gewalt gehen Sicherheitskräfte dort gegen friedlich Protestierende vor. Die iranischen Behörden verhängten die Todesstrafe gegen etliche Personen, um den Widerstand in der Bevölkerung zu brechen. Doch die lässt sich nicht einschüchtern, trotz aller Gefahren für Leib und Leben.

Wir dürfen die mutigen Iraner*innen nicht im Stich lassen, denn es kommt auch auf uns an. Wir können sie in ihrem Bestreben nach Freiheit und Gerechtigkeit unterstützen und stärken. Mit jedem Amnesty-Appell, den wir unterzeichnen, und jedem Tweet, den wir teilen.

Passend dazu starten wir 2023 eine neue Kampagne mit dem Titel "Protect the Protest". Nicht nur im Iran, auch in anderen Ländern sind Meinungs-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit bedroht. Weltweit werden Aktivist*innen willkürlich inhaftiert, verletzt oder sogar getötet. Gegen diese Angriffe auf grundlegende Freiheiten wollen wir vorgehen – in Deutschland, Europa und auch in anderen Ländern der Welt, wo mutige Menschen ihre Rechte einfordern.

Unser Engagement endet jedoch nicht, wenn eine Amnesty-Kampagne vorbei ist und der Medienrummel sich gelegt hat. Ein Beispiel dafür ist die Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar. Monate nach dem Schlusspfiff warten Tausende Arbeitsmigrant*innen, die für die WM ausgebeutet wurden, noch immer auf Entschädigung. Wir werden die FIFA weiterhin an ihre menschenrechtliche Verantwortung erinnern.

Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte wird 75 Jahre alt. Das Jubiläum am 10. Dezember 2023 ist eine ideale Gelegenheit, um die universelle Bedeutung der Menschenrechte hervorzuheben. Gerade in einer Zeit, in der sich Staaten weltweit vom Völkerrecht und der internationalen Ordnung abwenden.

Nur dank Ihrer Spenden und Ihrer Unterstützung konnten wir 2022 wichtige Menschenrechtsthemen voranbringen. Dafür möchte ich Ihnen ganz herzlich danken! Ich hoffe, dass Sie uns und den Menschenrechten auch 2023 zur Seite stehen.

Ihr Markus N. Beeko

Generalsekretär

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