Blog Griechenland 18. Oktober 2013

Mit den Fans von Dave Stewart für die Rechte von Flüchtlingen

Amnesty-Logo: Kerze umschlossen von Stacheldraht

Beim Konzert von Dave Stewart in Hamburg sammelten Amnesty-Mitglieder Unterschriften für einen besseren Flüchtlingsschutz an den EU-Außengrenzen.

Die Autorin engagiert sich seit Juni 2012 für Amnesty International. Sie ist mitverantwortlich für die Radiosendung "Redefreiheit" der Amnesty-Hochschulgruppe an der Universität Hamburg, die monatlich vom Hamburger Bürgersender TIDE 96.0 ausgestrahlt wird.

Dave Stewart – der Name sagte mir und den drei anderen Mitgliedern der Amnesty-Hochschulgruppe der Uni Hamburg, die an diesem Abend dabei waren, nicht gleich auf Anhieb etwas. Als wir jedoch gefragt wurden, ob wir Lust hätten, bei seinem Konzert am 4. Oktober im Hamburger "Mojo Club" einen Amnesty-Infostand zu betreuen, haben wir nicht lange gefackelt und zugesagt – eine gute Entscheidung.

Der "Mojo Club" ist weit über Hamburgs Grenzen hinaus bekannt. Er liegt unterirdisch. Durch zwei riesige Betontüren, die sich aus dem Boden heraus öffnen, gelangt man hinein. Oder wie wir mit Sack und Pack über das nebenan liegende "Jazzcafé", durch einen Wirrwarr aus Gängen und Fahrstuhltüren. Die Wände im Inneren bestehen aus kahlem Beton. Doch das passt zum Ambiente.

Wir hatten uns schon einige Tage vor dem Konzert dazu entschlossen, an diesem Abend die "Festung Europa" zu thematisieren. Das jüngste Drama um die Flüchtlinge, die auf dem Weg von Lampedusa nach Italien ums Leben kamen, hat und die Dringlichkeit des Problems dann einen Tag vor Dave Stewarts Auftritt auf grausame Art noch einmal verdeutlicht.



So war es auch nicht ganz so einfach, mit diesem emotionalen Thema an diesem Abend, der ja eigentlich gute Laune verbreiten sollte, auf die Leute zuzugehen. Andererseits sorgte die aufgelockerte Atmosphäre im "Mojo Club" dafür, dass viele Gäste sich Zeit nahmen, unser Anliegen anzuhören. Bevor das Konzert los ging, konnten wir viele Menschen überzeugen, unsere Petition zu unterzeichnen.

Mit der Petition fordert Amnesty die griechischen Behörden auf, die illegalen Zurückweisungen ("Pushbacks") und die willkürliche Inhaftierung von Flüchtlingen zu beenden.

Die Überwachung an der griechisch-türkischen Landesgrenze wurde technisch und personell in den letzten Jahren erheblich ausgeweitet, weshalb viele Flüchtlinge aus Konfliktstaaten wie Afghanistan, Syrien oder dem Sudan versuchen, über den Seeweg nach Griechenland und damit nach Europa zu gelangen. Ein Amnesty-Bericht vom Juli diesen Jahres dokumentiert Fälle, in denen Boote mit Flüchtlingen durch griechische Behörden ohne Prüfung zurück in türkische Gewässer gedrängt werden. Teilweise wurden sie dabei manövrierunfähig gemacht und trieben hilflos auf dem offenen Meer.

Zwischen August 2012 und Juli 2013 starben dabei über 100 Menschen. Diese Art und Weise der sogenannten "Pushbacks" verstößt klar gegen internationales Recht, da Bedürftigen die Chance genommen wird, eines Asylantrag zu stellen, und darüberhinaus ihr Leben leichtfertig aus Spiel gesetzt wird. Das hat auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) 2012 klar gestellt. Wenn die Flüchtlinge es doch nach Griechenland schaffen, werden sie dort oft direkt an der Grenze inhaftiert und in Auffanglager gebracht, wo sie mehrere Monate in überfüllten Zimmern unter unhygienischen Bedingungen ausharren müssen. Diese Zustände können wir nicht länger dulden. Amnesty International sieht auch die Europäische Union in der Verantwortung, hier konkrete Maßnahmen zu ergreifen.

Beim Konzert wollten einige wissen, ob Dave Stewart sich öfter für Amnesty International einsetzt – ja, tut er. Der britischer Musiker, Komponist und Produzent hatte im Juli 2012 zusammen mit der britischen Soulsängerin Joss Stone ihren Song "Take Good Care" neu aufgenommen und damit die Amnesty-Kampagne "Hände Hoch für Waffenkontrolle" für einen internationalen Waffenkontrollvertrag (Arms Trade Treaty) unterstützt. Ein solcher Vertrag kam im April dieses Jahres auf UN-Ebene zustande. Zuletzt unterzeichnete ihn die USA. Um in Kraft zu treten, muss er von 50 Staaten ratifiziert werden. Es bleibt zu hoffen, dass es auch in der Flüchtlingspolitik Europas bald Fortschritte geben wird.

Dave Stewart und die anderen Musiker in Action.

Dann kam Dave Stewart auf die Bühne. Wie es sich für eine Musiklegende gehört, mit schwarzem eleganten Zylinder und glitzerndem Sakko. Während des Konzerts kamen einem dann doch viele Lieder bekannt vor. Hits wie "Sweet Dreams" und "Here comes the Rain again" aus den Zeiten Stewarts früherer Band "Eurythmics" wurden vom Publikum mitgesungen. Auch von seinem aktuellen Album "Lucky Numbers" gab er Songs zum Besten. Gesangliche und instrumentale Unterstützung erhielt Dave Stewart an diesem Abend unter anderem durch die Berliner Band Saint Lu und seine 13-jährigen Tochter Kaya, die mit Ihrer kräftigen Stimme alle Gäste mitriss. Es war ein runder musikalischer Abend, durchzogen mit vielen rockigen Gitarrenriffs. Das Publikum schien dabei ebenso begeistert zu sein, wie die Künstler auf der Bühne.

Auch nach dem Konzert gelang es uns, noch die eine oder andere Unterschrift für unsere Petition zu bekommen. Rund 100 waren es am Ende. Auch der Merchandising-Stand neben uns füllte sich zum Ende der Veranstaltung hin zusehends. Da wollten wir dann auch nicht länger stören und packten langsam unsere Sachen. Unser Ziel, auf die Situation an Europas Grenzen aufmerksam zu machen, haben wir auf jeden Fall erreicht.



Wir danken den Konzertbesuchern für ihre Unterschriften und die interessanten Gespräche - und natürlich auch Dave Stewart für das schöne Konzert und sein Engagement für die Menschenrechte!

Werden auch Sie aktiv und beteiligen Sie sich an der Online-Petition von Amnesty International und fordern Sie einen besseren Schutz für Flüchtlinge in Griechenland!

Hier geht es zur Petition - jetzt mitmachen!

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