Blog 14. August 2015

"Diese Partnerschaft nützt uns allen enorm"

Vier Männer und fünf Frauen posieren für ein Gruppenfoto

Die Jugenddelegation der deutschen Amnesty-Sektion und Mitglieder der ghanaischen Amnesty-Sektion im August 2015 in Ghana

Zwischen Amnesty International in Ghana und der deutschen Amnesty-Sektion besteht seit Anfang 2011 ein Partnerschaftsprojekt. Vom 3. bis zum 7. August fand in Ejisu das "Youth Camp 2015" der ghanaischen Amnesty-Sektion statt. Daran nahmen neben ca. 80 Jugendlichen aus Ghana auch fünf Delegierte aus Deutschland teil.

Johannes Wirkert
 ist seit 2007 Amnesty-Mitglied. 
Seit 2013 ist er Sprecher der Amnesty-Hochschulgruppe Eichstätt-Ingolstadt.

Auf dem Programm des "Youth Camp 2015" standen eine Vielzahl von Vorträgen, Workshops und kulturellen Aktivitäten. In verschiedenen Präsentationen gaben wir einen Einblick in die Struktur von Amnesty, die Jugendarbeit in Deutschland, das Twinning-Programm und den Einsatz sozialer Medien in der deutschen Sektion.

Im Gegenzug lernten wir die ghanaische Sektion und die Rolle der Jugendgruppen kennen. In Diskussionsrunden sprachen wir sowohl über Amnesty-interne als auch über themenbezogene Inhalte. Wir tauschten uns dabei darüber aus, welche Fundraising-Möglichkeiten es gibt, wie neue Mitglieder gewonnen werden können, wie eine Einzelfallarbeit aussehen kann und welche konkreten Aktionsformen es gibt. Außerdem durften wir an einer sehr spannenden Debatte zu sexuell-reproduktiven Rechten in Ghana teilnehmen. Die äußerst emotional vorgebrachten Argumente verdeutlichten uns, wie wichtig eine offene Auseinandersetzung zu Themen wie Abtreibung oder sexueller Aufklärung nicht nur in Ghana ist.

Workshop beim "Youth Camp 2015" in Ejisu.

Unser Aufenthalt wurde inhaltlich durch ein reiches kulturelles Programm abgerundet. Bereits bei der Eröffnungszeremonie traten ghanaische Musikerinnen und Musiker und Tänzerinnen und Tänzer auf. Sie zeigten uns (genau so wie auch die "cultural night" am Ende des Camps), welche Bedeutung Musik und Tanz für die teilnehmenden ghanaischen Jugendlichen hatte. Darüber hinaus besuchten wir zum Ausgleich zu all den inhaltlichen Teilen des Camps eine Weberei und eine "Human Rights Friendly School".

In meinen Augen sind die "Human Rights Friendly Schools" eine der wichtigsten Erfahrungen dieses Treffens. Amnesty hat es in Ghana geschafft, mit einigen Schulen zu kooperieren und dadurch Jugendliche sehr früh für die Menschenrechte zu sensibilisieren. Nicht zuletzt deswegen erhält die ghanaische Sektion starken Zulauf von jungen Mitgliedern. Auch in Deutschland wäre ein derartiges Projekt mehr als wünschenswert. Dies hätte nicht nur den Vorteil, dass unsere Organisation durch immer mehr Mitglieder institutionell gestärkt werden würde. Es würde sich außerdem die Möglichkeit bieten, junge Schülerinnen und Schüler für den Schutz der Menschenrechte zu gewinnen. Man könnte sie an für die Gesellschaft essentielle Themen heranführen, die ihnen ohne eine derartige Zusammenarbeit womöglich verborgen bleiben.

Die zweite große Erkenntnis, die ich aus dem "Youth Camp" mitnehme, ist das Twinning-Programm zwischen ghanaischen und deutschen Amnesty-Gruppen. Die Idee dahinter ist, dass jeweils eine Gruppe aus einer Sektion mit einer Gruppe aus der anderen Sektion zusammenarbeitet und so die Partnerschaft zwischen Amnesty in Ghana und Amnesty in Deutschland gestärkt wird. Im Idealfall koordinieren die beiden Twinning-Gruppen einzelne Aktionen oder führen Kampagnen gemeinsam durch. So könnte beispielsweise zusammen zu einem Einzelfall gearbeitet werden. Bisher sind an diesem Programm leider nur einige wenige Gruppen beteiligt, weswegen es uns ein großes Anliegen war, auf dem "Youth Camp" dafür zu werben. Die Resonanz auf unsere Anfragen war bei den ghanaischen Jugendlichen außerordentlich positiv. Sie hat uns darin bestärkt, das Programm auch innerhalb der deutschen Sektion noch bekannter zu machen.

Gastgeschenk für die deutsche Delegation.

Insgesamt bin ich sehr froh und dankbar darüber, dass ich am "Amnesty International Ghana Youth Camp 2015" teilnehmen durfte. Ich habe einige neue Freundinnen und Freunde kennen gelernt, die niemals müde wurden, mir eine grundlegende Einführung in ghanaische Tanzstile zu gewähren.

Wir alle haben viel erfahren über die ghanaische Amnesty-Sektion, über ihre Jugendarbeit, über ihre Probleme und ihre wichtigsten inhaltlichen Themen. Im Gegenzug konnten auch wir einen Beitrag dazu leisten, die Gruppenarbeit zu verbessern und die gegenseitige Partnerschaft zu stärken.

Das Treffen hat mir einmal mehr verdeutlicht, welch hohen Stellenwert eine engagierte Jugend für einen Organisation wie Amnesty hat. Amnesty in Ghana profitiert bereits jetzt von der erfolgreichen Jugendarbeit. Die Sektion kann sich einer großen Anzahl an zukünftigen Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten sicher sein und somit durchaus optimistisch auf kommende Herausforderungen blicken.


Die Partnerschaft der beiden Sektionen nützt uns allen enorm. Nicht zuletzt das "Youth Camp" hat gezeigt, wie wichtig eine derartige Zusammenarbeit für eine international agierende Organisation wie Amnesty ist.




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