Blog Deutschland 30. Oktober 2014

Für eine Welt ohne Todesstrafe

115 gespannte Zuhörer und 372 Unterschriften - das Resultat der Aktionen der Amnesty International Hochschulgruppe Hamburg  zum Tag gegen die Todesstrafe.

Seit über 30 Jahren setzt sich Amnesty International für eine Welt ohne Todesstrafe ein. Die Todesstrafe ist keine angemessene Antwort auf Kriminalität: Wo sich der Staat zum Richter über Leben und Tod aufschwingt, nimmt nicht Gerechtigkeit ihren Lauf, sondern Rache und Vergeltung. Staaten können nicht gleichzeitig die Menschenrechte achten und die Todesstrafe verhängen und vollstrecken.

Zwar haben mittlerweile mehr als zwei Drittel aller Staaten die Todesstrafe per Gesetz oder in der Praxis abgeschafft. Dennoch lebt nur ein Drittel der Weltbevölkerung in Staaten, die nicht hinrichten.



Gleichzeitig bleibt das Thema emotional besetzt. Die meisten lehnen hierzulande die Todesstrafe wegen Drogendelikten oder Staatsverrat ab. Doch bei besonders grausamen Gewaltverbrechen mit Todesfolge kommen viele ins Grübeln: Ganze 46 Prozent der Deutschen würden die Todesstrafe einer Umfrage zufolge in solchen Fällen nicht ablehnen.



Umso wichtiger ist es, weiter über die Todesstrafe zu reden und sich über die Frage ihrer Legitimation zu informieren.

Diskussion zum Internationalen Tag gegen die Todesstrafe



Zum Internationalen Tag gegen die Todesstrafe veranstaltete die Amnesty International Hochschulgruppe der Universität Hamburg eine Podiumsdiskussion. Die Gäste waren Sina Vogt von der "Initiative gegen die Todesstrafe e. V.", der Jurist und Rechtsphilosoph Prof. Dr. Reinhard Merkel und der Psychologe Prof. Dr. Erich Witte.

Die Diskussionsteilnehmer: Prof. Dr. Erich Witte, Sina Vogt, Moderator Ralf Hempelmann (Amnesty International Hochschulgruppe Altona) und Prof. Dr. Reinhard Merkel (v.l.n.r.).

Merkel begründete seine Ablehnung der Todesstrafe unter anderem damit, dass auf Erden keine ultimative Schuld existiere, welche das Äquivalent zur Todesstrafe wäre. Schon bei der Frage um den freien Willen bestünde Uneinigkeit unter den Rechtsgelehrten.



Ähnlich lautete ein weiteres Argument gegen die Todesstrafe: Hinrichtungen sind endgültig. Auch wenn zu nahezu 100 Prozent sichergestellt werden könnte, dass kein Unschuldiger verurteilt wird – die bloße Existenz eines Risikos stellt ein unerlaubtes Risiko dar und macht das Strafmaß hinfällig.



Witte sprach das Thema der Perspektive der Opfer an. Aus rechtstheoretischer Sicht besteht hier die Aufgabe des Staates darin, die durch das Verbrechen gebrochene Norm zu reparieren. Der Psychologe betonte, dass es für Opfer und Angehörige wichtig sei, sich in dem Strafmaß wiederzufinden – als Bestätigung, dass das ihnen zugefügte Unrecht anerkannt werde.

 

Briefe schreiben an Verurteilte



Sina Vogt ist aktiv in der "Initiative gegen die Todesstrafe", über die Interessenten Brieffreundschaften zu Insassen von Todeszellen aufbauen können. Was den Verurteilten in ihren Zellen häufig fehle, sei der normale Alltag, so Vogt: Briefe, die über einen Strandspaziergang, den Geburtstag der Kinder oder den Kinobesuch berichten, sind für sie der Kontakt zur Außenwelt. Auch müsse die Empathie für einen Menschen, der andere umgebracht hat, laut Vogt nicht einer gleichzeitigen Empathie für die Opfer und ihre Angehörigen  widersprechen.



Vor und nach der Diskussion sowie bei der zusätzlichen Straßenaktion kamen über 372 Unterschriften für verschiedene Petitionen gegen die Todesstrafe zusammen.



Autorin: Henriette Bunde (Amnesty International Hochschulgruppe Universität Hamburg)

Bilder: Ibrahim Cuk (Amnesty International Hochschulgruppe Universität Hamburg)

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